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1905

Schon lange vor der Organisation in einem Verein (1972) hatten musikbegeisterte Männer in der Gemeinde in kameradschaftlicher Verbundenheit eine Blaskapelle gegründet, die wesentlich zum kulturellen Leben in der kleinen Gemeinde beitrug. Wenn auch aus dieser Zeit wegen des losen Zusammenschlusses wenige schriftliche Unterlagen vorhanden sind, so soll doch im Rahmen der noch vorhandenen Bilder und Verträge der Ursprung der Pfersdorfer Blasmusik aufgezeichnet werden. Bekannt ist, dass im Jahre 1905 erstmals eine Blaskapelle in der Gemeinde aufspielte. Als Mitglieder der Kapelle werden genannt: Oskar Braun, Georg Haupt, Leo Härterich, Bernhard Iff, August Markert, Andreas Pöpplein, Rudolf Schmitt, Vitus Unsleber und Oskar Vierheilig.

Es darf angenommen werden, daß die Kapelle neben ihren Auftritten bei kirchlichen Hochfesten auch bei profanen Anlässen den musikalischen Rahmen lieferte. Vorhanden ist auch noch ein Vertrag aus dem Jahre 1925 in dem neun Gemeindebürger ihren Beitritt zu einer Kirchenmusikkapelle erklären und gemeinsam die Kosten für die Instrumente tragen wollen. Am 29. Dezember 1925 wurden bei der Firma Wittstadt in Würzburg nach einem Kaufvertrag für die Gesamtsumme von 815 Mk Instrumente gekauft. Im einzelnen ein Baß für 240 Mk, 2 Baßtrompeten für je 125 Mk, 1 Tenorhorn für 130 Mk, 1 Es-Trompete für 70 Mk, 1 C-Trompete für 70 Mk, 1 Klarinette für 55 Mk.

Der von Leo Härterich, Karl Markert, Ludwig Markert, Fridolin Markert, Isidor Gießübel, Vitus Unsleber, Theodor Schmitt, Josef Albert und Josef Glückler unterzeichnete Vertrag hat folgenden Wortlaut: Unterzeichnete erklären hiermit ihren Beitritt zu einer Kirchenmusikkapelle, sowie zur gemeinsamen Tragung der Kosten bei Anschaffung der Instrumente und Noten. Jedoch trägt die Kosten für Erlernung der Musik jeder für sich. Tritt ein Unterzeichneter nach der Fertigstellung der Kapelle zurück, so verfällt für ihn jeglicher Anspruch auf Vergütung und die vorhandenen Wertsachen fallen der Kapelle zu und sind Eigentum derselben. Ausgenommen sind hier Krankheitsfälle. Zu all den Bedingungen wird bereit erklärt und hiermit durch Unterschrift bestätigt. Noch vorhandene Rechnungen über den Kauf von Noten lassen den Schluß zu, daß die Kapelle neben der Kirchenmusik auch bei den festlichen Anlässen im Ort aufspielte. Diese Aufzeichnungen zeugen vom Idealismus der Väter der Blasmusik in Pfersdorf, die neben dem Opfer Freizeit auch in einer wirtschaftlich schweren Zeit für ihre Musikbegeisterung die Kosten trugen.
Diese Kapelle, bei der immer wieder Nachwuchsmusiker mitspielten, gestaltete das kulturelle Leben in der Gemeinde bis zum Jahre 1957. Stellvertretend für alle, die in dieser Zeit zum Fortbestand der Kapelle beigetragen haben, soll hier Ludwig Markert genannt werden. Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat Ludwig Markert mit der Leitung das jahrzehntelange Bestehen der Vereinigung möglich gemacht. Trotz Kriegsdienst einiger Musiker, konnte die Kapelle auch während des 2. Weltkrieges bei kirchlichen Anlässen mit wechselnden Besetzungen aufspielen. 1949/50 erlernte Engelbert Pfister, ein bewährtes Mitglied der Kapelle, seinem Sohn Rudi, Eugen Albert und Arnold Gießübel das Musizieren. Alle drei wurden dann in die Kapelle aufgenommen. Herausragende Ereignisse waren 1952 die Glockenweihe und 1956 der Empfang des damaligen Bischofs Julius Döpfner in Pfersdorf.
In den Jahren 1956/57 wurden alle Instrumente von C auf B bei der Firma Wittstadt in Würzburg umgestimmt und eine neue Musikergeneration, der Eugen Albert, Arnold" Gießübel, Rudi Pfister, Adalbert Härterich, Manfred Kraus, Adolf Markert, August Markert, Erwin Markert angehörten, hielt die Tradition der Kapelle in Pfersdorf aufrecht. 1969 gelang es, zahlreiche Jugendliche für die Blasmusik zu begeistern. Die Ausbildung übernahm Lothar Kirchner und Eugen Albert.
Im Jahre 1972 erfolgte dann dieGründung des Musikvereins, in dem die seit 1905 in der Gemeinde bestehende Tradition der Blasmusik in einen geordneten äusseren Rahmen weitergeführt wurde. Am 15. Januar war die Gründungsversammlung im Gasthaus Kuhn. Als Vereinsname wurde “Musikverein Pfersdorf e. V.” festgelegt. Nach dem Protokoll der Gründungsversammlung waren 35 Interessenten erschienen, die auch alle dem neuen Verein beitraten. Die Versammlung wählte zum 1. Vorsitzenden Eugen Albert. Zu seinem Stellvertreter bestellte die Versammlung Oskar Schmitt, zum Kassier Linus Härterich, zum Schriftführer Fritz Wahler. Als Beisitzer wurden gewählt: Arnold Gießübel, August Markert, Peter Albert, Bruno Kraus. Eugen Albert hatte zuvor einen umfassenden Bericht über die Auftritte der losen Musikvereinigung gegeben, die auch ihr Vermögen mit DM 2063 in den Musikverein einbrachte. Als Dirigent wurde Lothar Kirchner (Poppenlauer) für die Musikkapelle verpflichtet. Seinem Vorschlag, dem Nordbayerischen Musikbund beizutreten, stimmte die Versammlung zu. Die Gründungsmitglieder brachten zum Ausdruck, daß der Musikverein das Dorfleben verschönern möge. Für die Verantwortlichen im Verein begann nun eine vielgestaltige Aufbauarbeit. Eine einheitliche Kleidung sollte das äussere Bild der Kapelle bei ihren Auftritten verschönern.
Vom Verein wurden für dieBeschaffung der Hemden, Hosen und Westen Zuschüsse geleistet. Der erste öffentliche Auftritt des Musikvereins ausserhalb Pfersdorfs erfolgte noch im Gründungsjahr beim Siebnerfest in Hain. Der Empfang der Olympia-Fackel in Poppenhausen wurde durch die Mitwirkung des Musikvereins für die vielen Zuschauer ein unvergessenes Erlebnis und brachte dem jungen Verein viel Anerkennung. Die musikalische Gestaltung beim Maibaumaufstellen des Junggesellenvereins gehörte ebenso in das feststehende Jahresprogramm, wie das vereinseigene Sommerfest mit Preisschafkopf, Gestaltung des Kindergartenfestes und im Rahmen der Altenbetreuung mit einem Seniorennachmittag. Es war für den Musikverein eine Selbstverständlichkeit, die seit 1905 bestehende Tradition der musikalischen Gestaltung der kirchlichen Feste weiterzuführen. Ob bei den Flurumgängen, Feldgottesdiensten, Gestaltung der Maiandachten an der Grotte, Weihnachtsliederblasen nach der Christmette oder das Platzkonzert am Ostersonntag vor der Kirche, die Musikanten des Musikvereins erfreuten mit ihren Spiel die Mitbürger. Die Bemühungen das Fundament der Kapelle auf eine grössere Basis zu stellen, brachte nach einer Werbeaktion 1973 die Erweiterung zu einer Jugendkapelle.
Die Erstausbildung der Jugendlichen lag wieder in den bewährten Händen von Lothar Kirchner und seinem Vertreter Eugen Albert. Im Mai 1974 traten dann alle erstmals mit der gesamten Kapelle bei der Andacht an der Grotte öffentlich auf. Seit der Gründung nahm die Kapelle an den Wertungsspielen des Verbandes in der Unter-, Mittel- und Oberstufe mit großen Erfolgen teil. Dieses hervorragende Abschneiden zeugt für die gute Ausbildung und den Probenfleiß der Aktiven des Musikvereins. 1980 gehören dem Musikverein rund 140 Mitglieder an, aktiv spielen in der 53 Mann starken Kapelle Mädchen, Jungen und Männer mit, die weit über die Grenzen Pfersdorfs hinaus als Vertreter einer zünftigen Blasmusik bekannt sind.


Im Jahre 1980 feierte der Musikverein Pfersdorf anlässlich von “75 Jahren Blasmusik in Pfersdorf” ein Kreismusikfest. Vom 24. bis 26. Mai dauerte das Fest, zu dessen Höhepunkte der Umzug mit 31 Kapellen und Vereinen gehörte, der durch das festlich geschmückte Dorf führte. Vielen sind noch heute diese “Tage der Blasmusik” in guter Erinnerung geblieben. Im Jubiläumsjahr 1980 zählte die Kapelle 53 Musiker/innen.
Im Jahre 1980 gab Lothar Kirchner sein Amt als Dirigent im Musikverein Pfersdorf aus zeitlichen Gründen auf. In einer kleinen Feierstunde wurde Lothar Kirchner von den aktiven Musikern verabschiedet. Der damalige Vorsitzende Eugen Albert dankte Kirchner für sein langjähriges Engagement im Musikverein Pfersdorf. Von 1981 bis 1983 leitete Peter Heeg die Kapelle als Dirigent. Der langjährige 1. Vorsitzende Eugen Albert gab sein Amt 1983 ab. Nachfolger in diesem Amt wurde Anton Albert, der bis zum heutigen Tag dieses Amt begleitet. Von 1983 bis 1994 war Anton Albert auch für die musikalische Leitung des Musikverein Pfersdorf verantwortlich. Ab 1994 hat Burkard Pfister die musikalische Leitung des Musikverein Pfersdorf übernommen.


Im Jahre 1989 bekam der Musikverein Pfersdorf eine neue Tracht. Mit dieser Tracht, die an die klassische fränkische Tracht angelehnt ist, sollte die Verbundenheit zur Region noch stärker zum Ausdruck gebracht werden.


Mitte der 80er Jahre kam auch für den Musikverein Pfersdorf ein Einbruch. Viele aktive Musiker konnten die Zeit nicht mehr aufbringen, die Proben zu besuchen und an den Auftritten teilzunehmen. Dazu kam, dass die Art von Blasmusik, die von uns dargeboten wurde, zunehmend weniger gefragt wurde und somit auch die Auftritte ausblieben. Dieser Trend hat sich leider bis heute fortgesetzt. Durch die kontinuierliche Ausbildung von Jungmusikern ist es uns jedoch bis heute gelungen, die Kapelle auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Das Hauptanliegen hat sich somit größtenteils auf die Maxime unserer Gründungsväter zurückgefunden, nämlich die Gestaltung von kirchlichen Festen und die Umrahmung von festlichen Anlässen im Dorf.