LogoLogo

pfersdorf

Der Ort Pfersdorf liegt ca. 12 km nördlich von Schweinfurt im Tale der Wern, die ungefähr 1 km nördlich des Ortes ihre Quelle hat. Allerdings ist hier die Wern noch sehr klein und es liegt Wahrheit in dem Satz, den ein Schulkind bei der Prüfung kund tat: “Die Wern entspringt im Winter bei Pfersdorf und im Sommer bei Hain”. Früher, als auf den östlich gelegenen Bergen, vornehmlich auf Pfändhäuser Markung, noch große Waldungen standen, war auch die Wernquelle viel Wasserreicher.

Der heutige Orstkern von Pfersdorf liegt an einem steilen Abhang, der ehemals eine Burg trug. Mauerreste im heutigen Pfarrgarten sind letzte Zeugen der Brücke, die über die jetzt geteerte Dorfstraße zum Burgfried, dem mitterlalterlichen Turmgeschoss des heutigen Kirchturmes führte. Die Bezeichnungen “Herrnbauer und Herrnkreuz” erinnern bis zur Gegenwart an die früheren Burgherren, von denen die Geschichte Pfersdorf so manches zu berichten weiß. Pfersdorf ist eines der ältesten Dörfer des Landkreises Schweinfurt. In einer Fuldaer Urkunde erscheint der Ort bereits im Jahre 762/63, vor über 1200 Jahren. “Hengistdorphe” wird der Ort in der Urkunde genannt. In einer Reihe von Fuldaer Traditionen des 8. Jahrhunderts erscheint Pfersdorf als Hauptmarkungsort, ähnlich wie das südlich gelegene Geldersheim. Der Pfersdorfer Großmarkung dürfte der späteren Ebenhausen zugrundeliegen. Die Schreibweisen: Heingestorfe, Hengestorf, Hengesdorf tauchen immer wieder auf. In dem Bestimmungswort “Hengist” erkennen wir unschwer Hengst, ahd hangisto - das männliche Pferd. Der Ort ist aber nicht nach dem Tier sondern nach einen Personennamen Hengist gebildet worden. Die Bedeutung des Namens geht zurück auf: “Siedlung der Sippe eines Hengist”, das ist ein Mann von der Stärke eines Hengstes.

Wie kommt es aber nun, das Hengistdorphe von 1307 an Phersdorf, 1317 Pfersdorf, Pferdisdorf, 1335 Pfersdorf heißt? Pfersdorf heißt in der Umgebung nur “Pfarschdörf”. Sollte damit nicht gesagt werden, daß es das Pfarrdorf war? Tatsächlich ist Pfersdorf nach alten Urkunden Mutterpfarrei für Ebenhausen, Eltingshausen, Hain, Holzhausen, Lauerbach (Untergegangener Ort Hambach), Maibach, Hambach, Poppenhausen, Rannungen und Rottershausen. Der unverhältnismäßig große Taufstein in der Pfarrkirche aus dem Jahre 1536 ist noch das steinerne Zeugnis aus jener Zeit. In der Pfersdorfer Gemarkung wurden Funde aus der Jungsteinzeit und Hallstattzeit gemacht. Steinbeile und eine Urne aus dem Gräberfeld im sogenannten “Osterhart” sind zum Teil im Mainfränkischen Museum in Würzburg ausgestellt. Als weitere geschichtliche Daten werden genannt: 781 übergibt am 8. November “Prendo” dem Kloster Fulda seine Güter und Leibeigenen, in den Markungen Hengistorp und Hrannungen.

Am 2. Juli 792 schenkte Alfried und seine Hausfrau Vollrath dem Kloster Fulda den dritten Teil ihres Eigentums in den Markungen von Rannungen, Maßbach und Hendisdorf. 796 schenkte am 8. Juni Haid seine Güter im Grabfeldgau, in den Dörfern Munirichstette (Münnerstadt), Rannungen und Hingisdorphe an das Fuldaer Kloster. 919, am 22. Mai, schenkte Alfried demselben Kloster alles, was er besitzt im Grabfeldgau, in Modibach (Maibach), und auf Geldersheimer und Hengistdorfer Markung. 823, Amalgerath schenkte demselben Kloster im Dorfe Hengistdorf einen Hofraum mit Gebäude und einen eingezäunten Gut nebst zwei Mühlen. 1208 ist die Tochter Bertholds von Pfersdorf Klosterfrau im Kloster Mariae in Blankenau. Um 1300 wird Hermann de Pfersdorf als erster des Rittergeschlechtes genannt. 1312 das edle Geschlecht Pfersdorf ist an das Stift Würzburg kommen als Lehensleute.

Vor 1433, Juli 4, wird Pfarrsitzt nach Ebenhausen verlegt, weil es wohl “Stadt” war? 1473, 24. März, Kilian von Bibra, Doktor der Rechte, schlichtet einen Streit zwischen der Stadt Schweinfurt und dem Bürger Hans Fenn daselbst und der Frau Dorothea Schallerin dahier, daß die Briefe über Gülten von einen Hof zu Pfersdorf, die Hans Fenn um 190 Gulden erkauft hatte und der Schallerin wieder abtrat, der Schallerin verbleiben sollten.

1481, 11. April, Jacob Heimburg und seine Ehefrau Elisabeth verkaufen an das Spital Schweinfurt um 480 Gulden ihren früher von Endres von Münster erkauften eigentümlichen Hof zu Pfersdorf

1484, Margarethe von Pfersdorf ist Priorin des Klosters St. Mariae und St. Johannis-Baptistae in Zell, Diözese Fulda. Im Bauernkrieg wurden sämtliche Schlösser im Amt Ebenhausen zerstört, dabei war auch das Schloß zu Pfersdorf (ein altes Burggut). Die Pfersdörfer scheinen sich in den kriegerischen Wirren nicht wenig hervorgetan zu haben, denn als der Fürstbischof zur neuen Huldigung das Land durchzog und die Bauern bestrafte, ließ er am 8. Juni 1525 zu Werneck außer 10 Schuldigen aus den Ämtern Ebenhausen und Werneck auch die beiden Rädelsführer, Peter Wed und Linhard Fend von Pfersdorf enthaupten. 1552/53 wurde auch Pfersdorf im Markgräfler Krieg niedergebrannt und Gärten und Fluren verwüstet. Von 1559 bis 1565 war der Ort vollständig protestantisch und hatte einen protestantischen Pfarrer. Derselbe wurde aber verjagt und die Einwohner wieder dem katholischen Glauben zugeführt. 1567 am 15. April, wurde ein Steckbrief gegen drei Mordbrenner erlassen,  welche das Dorf an drei Stellen angezündet hatten, wodurch 10 Häuser abbrannten.

Im dreißigjährigen Krieg hatte Pfersdorf vieles zu erdulden. 1631 wurde das Dorf von den Schweden ausgeplündert und eingeäschert. “Im ganzen Dorf war kein un-versehrt-bau”. Mehrere Menschen kamen in den Flammen um, Pfarrhaus, Schule und Rathaus waren dem Erdboden gleichgemacht, die Kirche war schwer beschädigt. 1642 wurde wieder ein neues Rathaus erbaut, in demselben ein Lehrerzimmer eingerichtet und ein Schulmeister aufgedungen. 1642 wurde die Pfarrei Pfersdorf mit Ebenhausen vereinigt, erhielt jedoch 1780 wieder eine eigene Pfarrstelle. In den folgenden Jahren wurde die Kirche erbaut und 1796 eingeweiht. Am 28. Dezember 1835 beschließt die Gemeinde, dem Steinhauermeister Michael Kiesel aus Kützberg den Bau der Schule zu übertragen. Am 22. März 1849 wird das Gelände für das bereits 1845 projektierte Rathaus in der Dorfmitte, an der Kreuzung von Kaspar Warmuth gekauft, am 28. Januar 1855 wurde der Neubau des Rathauses beschlossen. Am 13. Juni 1864 wird vom Bischof der von der Gemeinde gestiftete Buß- und Bettag, an “Maria Heimsuchung” genehmigt. Grund dieser Stiftung war eine Typhusepedemie die unter den Bewohnern viele Todesopfer forderte. 1893 gründete man einen Spar- und Darlehnsverein, den Vorläufer der heutigen Raiffeisenkasse. Den Plan einen Kindergarten zu bauen verwirklichte man im Jahre 1929.

Zu Ende des zweiten Weltkrieges im April 1945 gab es in Pfersdorf 6 Tote durch Kampfhandlungen. In den Jahren zwischen

1952 und 1961 machte man sich an die notwendig gewordenen Arbeiten in der Gemeinde wie Wasserleitungsbau, Kanalisation und gab der Hauptstraße des Ortes ein neues Kleid. Zur weiteren Verschönerung trug die im Jahre 1966 vorgenommene Neugestaltung des Friedhofes und der Bau einer Leichenhalle bei. Der Plan, ein neues Schulhaus zu errichten, wurde durch die Gründung der Verbandsschule “Oberes Werntal” in Poppenhausen zunichte gemacht. Pfersdorf wurde Mitglied des Schulverbandes und verlor seine Schule. Nach diesen Zusammenschluß dauerte es nicht mehr lange, bis im Rahmen der Gebietsreform die Großgemeinde Poppenhausen gebildet wurde. Am 1. Juli 1971 schloß sich Pfersdorf freiwillig als einer der sechs Ortsteile der Großgemeinde an.