Primiz in Ramsthal, 23.05.2010
Beeindruckende
Rede bei Norbert Wahlers Primiz
Weissmantel: "Die Kirche läuft Gefahr, im Volldampf
(chw)
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre – so spielte die
Pfersdorfer
Blaskapelle bei der Primizfeier von Norbert Wahler auf. Der Himmel
rühmte wirklich in strahlendem Blau das
größte
kirchliche Ereignis der Gemeinde seit fast 25 Jahren.
Nach
Oswald Simon 1948 und Leo Brand 1986 ist Norbert Wahler der dritte
Priester, den die Gemeinde in den vergangenen 100 Jahren
hervorgebracht hat. Zahlreiche Ramsthaler, Priesterkollegen und
Ministranten waren zu seinem Elternhaus gekommen, um ihn mit einer
Prozession in die Kirche zu begleiten.
Sogar
die Renovierung des Gotteshauses war auf dieses Ereignis abgestimmt
worden, so dass auch im Innenraum das Licht des Tages besonders gut
zur Geltung kam. Feierlich trat vor den voll besetzten Bänken
aus der katholischen Pracht aber auch etwas hervor, was im besten
Sinne Echtheit und Wahrheit des Wortes bedeuten konnte.
Domvikar
Paul Weismantel würdigte in einer beeindruckenden Predigt den
Werdegang Wahlers. „Wer Licht in die Welt bringen will, wird
entweder Elektriker oder Priester. Norbert Wahler ist
beides.“
Nach
seiner Berufstätigkeit habe er sich noch einmal auf eine lange
Zeit des Lernens und des Zuhörens eingelassen. Dazu habe er
aus
seinem Ramsthal fortgehen müssen, dem
„schönsten Dorf
Unterfrankens.“
Das
erste Priesterseminar sei aber die Familie, hier werde der Grundstein
gelegt für die Reise nach innen, die für das Amt
unerlässlich sei. Priester könnten keine
Alleserklärer
sein. Priester in der gegenwärtigen Zeit zu sein,
heiße,
sich auf den Gestaltwandel einzulassen, auf die notwendige
Erneuerung. Damit ging Weismantel auch auf die neuen Bilder des
Ramsthaler Gotteshauses ein, die für die älteren
Kirchenbesucher vielleicht noch irritierend seien. Aber der
Gestaltwandel werde sich auch in den Strukturen der
Kirchenorganisation zeigen und vielleicht bedeute das Amt des
Priesters zukünftig mehr, „an der Seite der
Landlosen und
der
Armen den Weg zu gehen.“ Wahler habe sich als Wahlspruch
für
seine Primizfeier die Worte aus der Bibel gewählt:
„Für
jetzt bestehen Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei, aber am
größten unter ihnen ist die Liebe“.
Auch
für die Krise der christlichen Kirche fand er deutliche Worte.
„Die Kirche läuft Gefahr, im Volldampf bei Leerlauf
zu
fahren.“ Auch die Priester würden an so manchem in
der
Kirche
leiden, weil beispielsweise Reformen nicht schnell genug gingen. Er
verdeutlichte den Begriff der atmenden Sehnsucht Gottes und stellte
diesen in ein neues Zeitverständnis: „Gott wird auch
dann
noch
bei den Menschen sein, wenn der Priester nicht mehr ist.“
Pfarrer
Norbert Wahler dankte allen Unterstützern seines Weges, vor
allem seiner Familie, seinem Heimatpfarrer Jürgen Schwarz und
den Klosterschwestern von Gemünden, die sein Priestergewand
bestickten
Bürgermeister
Franz Büttner dankte Wahler, der einen großen Teil
seiner
Lebenszeit für die Ramsthaler Kirche erbracht habe. Der
kirchliche Wandel sei für die Menschen nicht so einfach zu
nehmen. „Jetzt, wo die Kirche auf den Menschen zugehen
muss,“, so
Büttner, „wird Wahler dies sprichwörtlich
tun.“
In
der kommenden Woche besucht Wahler die Kirchen der
Pfarreiengemeinschaft, um den Primizsegen zu spenden.
Mainpost
online, 24.05.2010